D&D-Tip: Persönliche BH-Beratung in Hannover

On Bratabase

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...

Donnerstag, 10. April 2014

Das Doppelgänger-Tabu

Kürzlich habe ich etwas für mich völlig unerhörtes getan und mir zweite Exemplare meiner momentanen BH-Lieblingsmodelle gekauft. Gleiche Größe, gleiche Farbe. Und es fühlt sich immer noch an wie ein Tabubruch.

Merkwürdig eigentlich, oder? Ich meine, wo liegt das Problem? Im Endeffekt kann man BHs genauso als Basic betrachten wie Socken, Unterhosen oder eine Leggings. Da hab ich auch noch nie einen Gedanken dran verschwendet, ob das jetzt komisch ist, ein Teil in mehreren (identischen) Ausführungen zu besitzen. 

Andererseits ist schon grundsätzlich fraglich, warum es überhaupt seltsam ist, ein Kleidungsstück mehrmals zu besitzen, auch wenn es um Oberbekleidung geht: wenn es nun mal die Lieblingsjeans ist, der beste Pulli den man seit Jahren gefunden hat oder das perfekte Paar Schuhe? Warum nicht ein zweites Exemplar anschaffen? Weil man dann unter Verdacht steht zwanghaft zu sein? Oder einfach weil man größtmögliche Kleiderschrankvielfalt nach außen signalisieren will? Ist das ein Relikt aus Zeiten, als ein voller Kleiderschrank als ultimatives Zeichen von Reichtum galt und viele nur zwei Sets von Kleidungsstücken (eins für werktags und eins für sonntags) hatten? Oder geht es darüber hinaus und ist das Zurschaustellen von Konsum an sich schon ein gesellschaftlicher Wert? Ich kaufe also bin ich?

Irgendwie ist es ja schon paradox: auf der einen Seite wird eine Uniformierung qua “Businesskleidung” eingefordert (nur deswegen konnte kürzlich ein Kapuzenpulli solche Aufmerksamkeit auf sich ziehen) – was ja auch schon eine Hypostasierung von teurer Kleidung ist, denn Sachen, die traditionell auf Maßanfertigung ausgelegt sind, sehen von der Stange selten gut aus. Auf der anderen Seite kann, nein darf! man aber keinesfalls jeden Tag gleich aussehen. Abwechslung gehört einfach zum guten Ton – damit performt man wohl das was allgemein “gepflegtes Äußeres” genannt wird. Denn irgendwie schwingt auch die Assoziation der mangelnden Hygiene mit, wenn man nicht für alle sichtbar täglich die Klamotten wechselt. 

Die Anforderungen an Frauen sich mit ihrem Äußeren zu beschäftigen sind klassischerweise deutlich höher als an Männer – auch wenn sich das über die letzten Jahrzehnte langsam ändert: zum gepflegten Äußeren gehören nicht nur eine “ordentliche” Frisur und manikürte Fingernägel, sondern ggf. auch Haarfarbe, weiträumige Körperhaarentfernung und Makeup sowie eine gewisse Modeaffinität, die sich bei Männern i.d.R. in Sneakers zum Anzug erschöpft. (Was nicht leugnen soll, daß der Selbstausdruck von Männern an vielen Punkten durch dieses Dogma der Nachlässigkeit stark limitiert wird. Allerdings vor allem unter dem Aspekt, daß Männer die sich zu stark mit ihrem Äußeren beschäftigen schnell als ‘effeminisiert’ wahrgenommen werden.) Vielleicht bezieht sich das dann zwangsläufig auch mit auf Unterwäsche?

Nun ist aber der “Wille zum optischen Selbstausdruck” jenseits ansozialisierter (geschlechtsspezifischer) Verhaltensmuster auch einfach individuell unterschiedlich stark ausgeprägt. Für manche ist es einfach das Größte, sich ein neues Outfit zusammenzustellen – ich bin schon überfordert wenn es Farben involvieren soll (schwarz paßt freundlicherweise immer zu schwarz und das ist so schön einfach!). 

Meine grundsätzliche Faulheit harmoniert nicht unbedingt besonders gut mit der Idee eine Art Consumerblog zu schreiben. Allerdings bewege ich mich mit der Einstellung – zumindest was Unterwäsche angeht – extrem im deutschen Mainstream; das muß ja auch irgendwie gelten. Dieser Konservativismus läßt sich allerdings IMO hauptsächlich damit begründen, daß BH-Kaufen hierzulande so selten mit einem entspannten Einkaufserlebnis einhergeht: Frauen kaufen u.U. über Jahre immer wieder das gleiche Basismodell, einfach weil sie keine Lust haben sich mit dem Thema Dessous zu beschäftigen oder - schlimmer noch - gar nicht wissen wo sie mit der Suche anfangen sollen.

Mit diesem Hintergrund ist es natürlich extra-seltsam, daß mich meine Doppelkäufe so beunruhigen. Vielleicht zeigt sich darin die Angst davor, daß mich meine Leidenschaft fürs Thema Bra Fitting endgültig verläßt und ich wieder zurückfalle in den "Lingeriemainstream". ;-)

Zuletzt noch als Randnotiz für alle, die mein lautes Denken als "Ein Modell reicht"-Apologie interpretieren:
tatsächlich spricht ein ganz praktischer Grund dafür, nicht immer nur das gleiche Modell zu tragen: die Bequemlichkeit. Es ist besser, wenn man seinem Körper ein bißchen Abwechslung gönnt, also wenn die Bügel, Träger, Körbchenränder etc. nicht immer die exakt gleichen Stelle belasten. Einfach deswegen, weil BHs als Konfektionsware meistens nicht hundertpro mit dem Körper der Trägerin harmonieren. Ist (mal wieder) wie mit Schuhen.

Zum Glück habe ich aber ja nun einen riesigen Vorrat an Nicht-Lieblings-BHs aus denen ich mir ein Abwechslungsstück aussuchen kann. Heute trage ich deswegen mal den Deco Strapless, den ich – bezeichnenderweise – auch doppelt habe. :D

Seid ihr auch (heimliche) Mehrfachkäuferinnen?
Gibt es was, was ihr doppelt oder dreifach besitzt?
Oder gehört ihr zu den Forscherinnen, die gerne in
Dessous-Galaxien vorstoßen, die noch keine Frau
vor ihnen gesehen hat?

clara
Panache Clara, ein Andorra-Abkömmling mit Jasmine
/Envy-Ähnlichkeit - Farbe Turkish Delight (Spring/
Summer 2014) | leider noch nicht 1x in meinem Besitz!